Konferenz für ein Recht auf Reparatur in Brüssel
Das „Fixfest 2022“, die Konferenz für ein Recht auf Reparatur, war eine Gelegenheit für die Reparaturgemeinschaft, politische Forderungen zu stellen sowie Ideen, Geschichten, Erfahrungen und Fähigkeiten auszutauschen. Fast 150 Teilnehmer*innen trafen sich in Brüssel, um die globale Gemeinschaft zu stärken, die sich für Reparatur einsetzt. Das Reparaturnetzwerk Wien war dabei.
Reparatur in Bewegung
In den letzten Monaten hat das Recht auf Reparatur Schlagzeilen gemacht, da politische Entscheidungsträger*innen und Hersteller*innen weltweit damit begonnen haben, sich mit diesem Thema zu befassen. Auf EU-Ebene bewegen sich die Dinge, aber die Reparatur ist noch lange nicht einfach, billig und für alle zugänglich.
Am Freitag dem 30. September fand die politische Konferenz „European Right to Repair - still loading” statt. Die Kampagne für ein Recht auf Reparatur umfasst über 100 Organisationen und Initiativen aus 21 Staaten. Das Reparaturnetzwerk Wien ist eines dieser Mitglieder.
Das Recht auf Reparatur
Aber was kann man unter einem „Recht auf Reparatur“ verstehen? – Eines solchen Rechtes steht auf 3 Säulen:
- Produktdesign: Produkte sollten so gestaltet sein, dass sie lange halten und leicht repariert werden können
- Fairerer Zugang: Die Hersteller sollen verpflichtet werden, ohne Einschränkungen Ersatzteile, Werkzeuge und Reparaturinformationen für die Lebensdauer ihrer Produkte zur Verfügung stellen
- Information: Konsument*innen sollen beim Kauf des Produktes informiert werden, wie gut das Produkt reparierbar ist.
Fortschritte zu langsam
Auf EU-Ebene werden im Rahmen der Ecodesign-Richtlinie entsprechende Instrumente entwickelt. Der Teufel steckt aber im Detail: So spielen z.B. auch die Kosten von Ersatzteilen eine wesentliche Rolle, damit mehr repariert wird. Diese werden aber nicht berücksichtigt. Und es ist bisher nur ein kleiner Anteil an Produkten in den Regelungen erfasst. Hier werden die Entwicklungen auf EU-Ebene als zu langsam eingeschätzt, und es werden zu viele Schlupflöcher gelassen.
Während der Konferenz wiederholten Reparaturwerkstätten, innovative Tech-Start-ups und Umwelt-NGOs, wie die EU-Politik dazu beitragen kann, verbleibende Reparaturhindernisse zu überwinden. Es wurden auch die Umwelteinsparungen und sozioökonomischen Möglichkeiten vorgestellt, die der Übergang von der Wegwerfwirtschaft zu einer Reparaturwirtschaft nach Europa bringen könnte.
Die Präsentationen und Diskussionen der Konferenz wurden aufgezeichnet und können nachträglich angesehen werden.
Vernetzung am Wochenende
In den Folgetagen am Samstag und Sonntag fand ein inhaltlicher Austausch und Vernetzung zwischen den Reparatur-Initiativen aus den unterschiedlichen Ländern statt. Mit rund 50 Workshops vor Ort und online wurden viele reparaturbezogene Themen behandelt. Dabei ging es um praktische Fähigkeiten wie 3D-Druck von Ersatzteilen, um Fragen der Bildung in Schulen und informelle Bildung, aber auch um Best-Practice-Beispiele. Markus Piringer vom Reparaturnetzwerk Wien war gleich mit zwei Vorträgen vertreten, einerseits über die Reparaturförderung in Österreich („Reparaturbonus“) und andererseits über das Reparaturnetzwerk Wien. Beides sind Vorreiter-Modelle in Europa.
Die Veranstalter haben ihr Bestes getan, um so viele dieser Gespräche wie möglich festzuhalten: Fixfest 2022 Live-Notizen