Repairs for Future on Tour 2023
Respekt! 68 Repair-Cafés hat Michel Heftrich auf seiner Repairs-for-Future Europa-Tour in 136 Tagen besucht. Bei der Abschlussfeier in Wien haben wir mit dem Reparatur-Aktivisten über seine Erfahrungen gesprochen.
Das Ziel, für Reparatur zu werben, hat Michael Heftrich mit seiner Fahrt mit Vollkabinen-Fahrrad von Wien bis Amsterdam und Brüssel und wieder retour erreicht: rund 30 Zeitungsartikel, mehrere Fernseh-Reportagen und Radiobeiträge haben über seine Tour berichtet. Bei der Abschlussfeier im Recycling Kosmos haben wir ihn über seine Erlebnisse befragt.
Reparaturnetzwerk: Du hast 68 Repair-Cafés besucht. Das ist eine ganz schöne Menge. Was hast du auf deiner Tour über die Reparaturninitiativen gelernt?
Michel: Die Voraussetzungen für Repair-Cafés sind komplett unterschiedlich. Bei einem steht die Gemeinde voll dahinter, beim anderen kämpft die Gemeinde sogar gegen das Repair-Café. Aber auch die Menschen, die sich engagieren sind sehr unterschiedlich. Oft stehen ganz außergewöhnliche Menschen dahinter. Die goldene Regel ist: die Reparateure sollen selbst entscheiden, wie sie arbeiten wollen. Und nichts ist in Stein gemeißelt. Was prägnant war ist, dass viele Repair-Cafés nur mehr mit Voranmeldung arbeiten. Weil sie zu viele Besucher*innen haben. Zu viele Menschen würden dann frustriert nach Hause gehen, weil sie nicht drankommen. Mit Terminvergabe funktioniert das dann gut.
Reparaturnetzwerk: Hast du auch in beim Reparieren dazulernen können?
Michel: Ja, ich würde sagen mein fachliches Reparatur-Wissen hat sich verdoppelt. Besonders bei Geräten, wo Thermo-Sicherungen kaputtgehen. Die sind oft sehr gut versteckt. Ich wusste nicht, dass Thermosicherungen auch an Elektromotoren verklebt sind. Viele Geräte konnten durch Austausch der Thermosicherung repariert werden, die ja nur einen halben Euro kostet.
Reparaturnetzwerk: Was war die größte Herausforderung auf der Tour?
Michel: Das war ein fahrtaugliches Gefährt zu finden, nachdem das Vollkabinen-Fahrrad aus Österreich von der deutschen Polizei von der Straße genommen wurde. Denn der Elektromotor war zu stark für die Vorschriften in Deutschland. Da musste ich echt zittern, und das deutsche Ersatzgefährt hatte auch einige Schwächen. Aber Hauptsache die Reise konnte weitergehen.
Reparaturnetzwerk: Was war dein schönstes Erlebnis?
Michel: Den Thomas kennenzulernen vom Repair-Café Amstetten. Ich würde sagen er ist ein Daniel Düsentrieb unserer Zeit, und was mich so fasziniert hat ist, dass er sein Wissen auch sehr gerne weitergibt.
Reparaturnetzwerk: Was hast du jetzt vor nach der langen Reise?
Michel: Ich habe vor Jahren eine alte Mühle erworben, da wartet Arbeit bis an mein Lebensende. Ich versuche aus der alten Mühle eine offene Werkstatt zu machen, aber auch Raum zu schaffen für Menschen, die ins Tun kommen möchten.
Reparaturnetzwerk: Danke für das Gespräch und alles Gute für deine Vorhaben!