Das Repair-Festival 2025 –Interview mit Festivalleiterin Tina Zickler
Heuer findet das in seiner Dichte und Opulenz europaweit einmalige re:pair FESTIVAL bereits zum vierten Mal statt. Von 13. bis 31. Oktober 2025 schlägt es seine Zelte im Atelier Augarten auf. Das Reparaturnetzwerk hat mit der Festivalleiterin Tina Zickler über die Hintergründe und diesjährigen Highlights gesprochen.

kollektiv fischka
Reparaturnetzwerk: Dieses Jahr geht das re:pair Festival in die vierte Runde. Was hat sich am Programm verändert im Vergleich zu den bisherigen Festivals in den Jahren davor? Was ist gleich geblieben?
Tina Zickler: Die neue Festivalzentrale im Atelier Augarten eignet sich ideal, um unter dem Motto „Paradise Lost“ unser Verhältnis zur Natur zu thematisieren. Denn obwohl uns die Natur großzügig mit allem versorgt, was wir zum Leben benötigen, beuten wir sie aus und zerstören sie. Auch hier – im ältesten barocken Lustgartens Wiens – zeigen sich die Herausforderungen deutlich, die der Klimawandel mit sich bringt. Bei Biodiversitäts-Walks lernen wir zum Beispiel die Wildkräuter Schafgarbe, Spitzwegerich und Vogelmiere kennen und erfahren, welche Bäume zukünftig im Augarten überleben und Schatten spenden können. In Kooperation mit der City Farm, die ein großes Terrain im Augarten kultiviert und eine vielfältige Auswahl an Gemüse ganzjährig anbaut, gibt es Schul-Workshops für Kinder und Jugendliche zum Thema „König Kürbis“. Der zweite Schwerpunkt lautet heuer „Unsere zweite Haut“ und beschäftigt sich mit FASHION – ein Thema, was schon in den vergangenen Jahren im Fokus stand. Denn leider herrschen in der Bekleidungsindustrie noch immer Ausbeutung und Umweltverschmutzung! Fast Fashion produziert jährlich 150 Milliarden Kleidungsstücke, die wir nicht brauchen.

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Reparaturnetzwerk: Ein zentrales Element beim Festival ist die Ausstellung „Masterpieces of REPAIR & UPCYCLING“. Bitte beschreibe kurz, was es da für die Besucher*innen zu entdecken gibt!
Tina Zickler: Die Ausstellung „Masterpieces of REPAIR & UPCYCLING“ spannt einen weiten Bogen: von Upcycling-Modellen internationaler Desiger*innen bis zu kreativ gestopfter Alltagskleidung von Aktivist*innen und Local Heroes. Zentraler Aspekt ist UPCYCLING und das ästhetische FLICKEN von Kleidungsstücken. Hintergrund ist unsere veränderte Wertschätzung von Textilien und Bekleidung: Wurde Kleidung früher aus Naturmaterialien gefertigt, jahrelang genutzt, repariert oder umgeändert, ist sie heute ein schnelllebiges Wegwerfprodukt, oft aus erdölbasierten Kunstfasern. Die Ausstellung zeigt über 80 Outfits und Objekte, u.a. von Viktor & Rolf, Vivienne Westwood, Marine Serre, Bernhard Willhelm, Stephan Hann, Susanne Bisovsky und Christoph Rumpf. Etliche Exponate stammen aus der Modesammlung der Universität für angewandte Kunst Wien. Neben Wiener Exponaten sind Arbeiten von Repair-Künstlerinnen und -Aktivistinnen aus Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Portugal, Schottland, Schweden und der Schweiz zu entdecken. Ziel der Ausstellung ist es, die Besucher*innen dazu zu inspirieren, geliebte Kleidungsstücke zu flicken, upzucyeln und mithilfe der eigenen Kreativität länger tragen zu können.

Studio Brieditis & Evans / Marie Luise Skibbe
Reparaturnetzwerk: Im Rahmen des Festivals gibt es auch spezielle Formate für Schülerinnen und Lehrlinge. Wie ist die Resonanz von jungen Menschen auf das Thema Reparatur?
Tina Zickler: Seit Anfang an ist mir die Vermittlungsarbeit ein zentrales Anliegen. Bei den Workshops gibt es immer einen theoretischen Teil – den Besuch der jeweiligen Ausstellung – und einen praktischen Teil, in dem die teilnehmenden Schülerinnen oder Lehrlinge Visible Mending ausprobieren. Sehr erfahrene Vermittlerinnen leitet stets die Workshops und die Kinder und Jugendlichen lassen sich gerne fürs kreative Flicken von Kleidung begeistern. Selbstverständlich ist Mode für Schülerinnen und Lehrlinge ein wichtiges Thema, das sie selbst betrifft und oft begeistert. Bei einigen Workshops, die ich selbst leitete, fand ich das Feedback der Kinder und Jugendlichen sehr spannend, z.b. hatten etliche Jugendliche in ihren Ferien schon selbst Strände gesehen, die mit Kleidungsstücken vermüllt waren.

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Reparaturnetzwerk: Hast du den Eindruck, dass sich die Einstellungen zu Reparatur in den letzten vier Jahren verändert haben? Wo merkst du z.B. Unterschiede gegenüber deinem ersten Festival?
Tina Zickler: Ja, die Einstellung zum Reparieren verändert sich gerade – es wird nun auch in breiteren Kreise hipp! Das freut mich sehr. Fakt ist, dass die Besucher*innenzahlen stetig wachsen – im letzten Jahr waren es schon über 4.000 Besucherinnen und alle Workshops waren ausgebucht. Das dreiwöchige re:pair FESTIVAL setzt Themen, die mittlerweile von Kulturinstitutionen wie dem MAK – Museum für angewandte Kunst, dem Weltmuseum Wien und auch von der VHS aufgegriffen und im Programm verankert wurden.
Reparaturnetzwerk: Vielen Dank für das Gespräch alles Gute für das diesjährige Festival!